Ritter Brenners Flug zum Bleidenberg
9. Ritter Brenners Flug zum Bleidenberg
Im Jahr 1248 belagerten die Erzbischöfe von Trier und Köln bereits seit zwei Jahren die Burg Thurant. Mit finsterem Gesichtsausdruck spazierte der Ritter durch die Burg. Er fühlte wie seinen Leuten der böse Geist zu viel wurde, sie wurden immer unruhiger und kampfbereit. Zwei Männer fehlten über Nacht. Sie waren anscheinend zum Feind übergelaufen. Man verdoppelte daraufhin die Wachen. Eines Nachts fing man einen Mann auf, der gerade über die Mauer fliehen wollte. Der Mann wurde frech und schrie: „ Man sollte doch zuerst den Burgvogt Brenner erhängen. Dieser würde sich schließlich jede Nacht beim Feind aufhalten.“ Ritter Zorno nahm sich dem Mann an. Er schlug ihn bis er still wurde. Dann schleppte er ihn raus und ließ ihn am Feuerkorb, für alle sichtbar, festmachen. Die Aussage von dem Mann nahm Ritter Zorno sehr ernst. Er beobachtete heimlich seinen Freund, den Burgvogt Brenner. Dieser konnte seine Verlobte, das Fräulein Blanzeflor, die auf der Ehrenburg lebte, nicht vergessen. Jede Nacht schlich er sich heimlich weg um seine Geliebte zu besuchen. In einer Nacht ging Raubritter Zorno in das Zimmer von Burgvogt Brenner und fand dieses leer. Er stieg auf den Turm, blieb dort sitzen und wartete. Es konnte doch nicht sein, dass sein bester Freund ein Verräter ist. Nach zwei Stunden hörte er unter dem Fenster das eiserne Törchen leise knarren. Nach einer Weile öffnete sich die Schlafzimmertür des jungen Burgvogts. Dort traf er den alten Ritter Zorno. „Elender Verräter! Wo warst du?“ brüllte dieser ihn an. Da zuckte Brenner zusammen. „Das ist nicht war“, schrie er verzweifelt. „Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass du manchmal nachts weg warst.“ rief Zorno, der sehr wütend war. „Ein toller Chef bist du. Das wirst du büßen.“ Mit kräftiger Stimme rief er die Wachen und befahl ihnen Brenner zu fesseln und ins Verlies zu werfen. Drei Tage bekam der Burgvogt nichts zu essen und zu trinken. Täglich wurde er gefragt, aber er antwortete nicht. Auch das Quälen nützte nichts. Es gab kein Geständnis von ihm. Am dritten Tag sprach Zorno dann das Urteil: „So schlimm war der Verrat, so schrecklich sei die Strafe! Du warst mit dem Feind zusammen, so sollst du zu ihm. Du wirst durch die Luft zu ihm fliegen. Das Katapult soll dich weg schleudern.“ So sollte es am nächsten Tag um vier Uhr nachmittags geschehen. Burgvogt Brenner wurde auf die Steinschleuder gelegt. In seiner großen Not betete er zur Mutter Gottes und versprach eine Kapelle zu bauen, wenn sie ihn rettete. Mit dem Schwert wurde das Spannseil des Katapults durchtrennt. Mit großer Wucht wurde der Burgvogt über das Alkener Bachtal Richtung Bleidenberg geschleudert. Vom Turm erklangen kurz darauf aufgeregte Rufe: „Ein Wunder ist geschehen, ein Wunder! Der Brenner lebt, die Büsche haben ihn aufgefangen. Seht alle her, er bewegt sich, er steht.“ Jetzt kniet er sich hin und hebt betend seine Hände.“ „Gelobt seist Du Maria. Du hast mich beschützt“, schallt es vom Bleidenberg zur Burg Thurant rüber. Sein Arm war zwar gebrochen, doch sonst war alles heil, bis auf einige Rippen, die durch den Aufprall gequetscht wurden. Die Belagerer brachten ihn in ein Zelt auf dem Bleidenberg. Dort fiel er in einen tiefen Schlaf. Blanzeflor ließ sich sofort auf den Bleidenberg zu ihrem Geliebten bringen um bei ihm zu sein, wenn er erwachte. Als Brenner am nächsten Morgen die Augen aufmachte, sah er seiner Geliebten direkt in die Augen: „Bin ich im Himmel?“, fragte er leise. „Nein, bei mir, herzallerliebster Mann, ich werde dich nie mehr verlassen!“